1. Der erste Schritt: Fundierte Diagnostik
1.1 Warum eine frühe Diagnose entscheidend ist
Je früher ADHS erkannt wird, desto wirksamer können gezielte Maßnahmen eingeleitet werden. Eine späte Diagnose kann dazu führen, dass bereits Begleiterkrankungen wie Ängste oder Depressionen aufgetreten sind.
1.2 Wer stellt die Diagnose?
- Kinderarzt oder Hausarzt: Erste Anlaufstelle für Eltern, Überweisung an Fachstellen.
- Kinder- und Jugendpsychiater: Sie führen eine umfassende Diagnostik durch.
- Psychologen und Therapeuten: Unterstützen durch Testverfahren und Verhaltenseinschätzungen.
1.3 Ablauf der ADHS-Diagnostik
Die Diagnostik erfolgt mittels verschiedener Methoden:
✅ – Anamnesegespräche mit Eltern, Lehrern und dem Kind
✅ – Fragebögen zur Erfassung von Symptomen
✅ – Beobachtungen im Alltag und in der Schule
✅ – Ausschluss anderer möglicher Ursachen (z. B. Seh- oder Hörprobleme)
Nach einer gesicherten Diagnose beginnt die eigentliche Unterstützung – die sogenannte multimodale ADHS-Begleitung.
2. Multimodale ADHS-Begleitung: Mehr als nur eine „Therapie“
2.1 Warum „Begleitung“ statt „Therapie“?
ADHS ist keine Krankheit/Störung, die geheilt werden muss, sondern eine besondere Art zu denken und zu handeln. Ziel kann daher nicht sein, das Kind zu „normalisieren“, sondern ihm vielmehr zu helfen, seine Stärken zu nutzen – und seine Herausforderungen zu meistern.
2.2 Die wichtigsten Bausteine der ADHS-Begleitung
- Psychoedukation – Nützliches Wissen zu ADHS vermitteln
- Verhaltenstherapie & Coaching – Passende Strategien für den Alltag entwickeln
- Elterncoaching & Lehrerfortbildung – Das Umfeld des Kindes sensibilisieren
- Medikamentöse Behandlung (falls notwendig)
- Behandlung von Begleiterkrankungen (falls vorhanden)
Diese Bausteine sind individuell kombinierbar – je nach Bedürfnis des Kindes.
3. Psychoedukation: Wissen ist Macht
3.1 ADHS verstehen lernen
Der erste Schritt ist, dass sowohl das Kind als auch sein Umfeld die Diagnose ADHS verstehen. Viele Missverständnisse entstehen nur durch fehlendes Wissen.
👉 Ziel der Psychoedukation:
✅ – Akzeptanz der eigenen ADHS
✅ – Verstehen der eigenen Stärken und Herausforderungen
✅ – Vermeidung von Selbstzweifeln und negativen Glaubenssätzen
3.2 Wer sollte geschult werden?
Das Kind selbst – Damit es versteht, warum es manchmal „anders“, aber eben nicht “falsch”, tickt.
Eltern und Geschwister – Um Missverständnisse und Konflikte in der Familie zu vermeiden.
Lehrpersonen und Erziehende – Um den Schulalltag besser, bzw. passender zu gestalten.
Ein gut informierter Umgang mit der Neurodiversität ADHS und den davon Betroffenen erleichtert den Alltag enorm.
4. Therapieformen: Welche Unterstützung gibt es?
Nicht jedes Kind mit ADHS benötigt die gleiche Unterstützung. Die Wahl der geeigneten Massnahmen hängt vom individuellen Leidensdruck und den jeweiligen Herausforderungen ab.
4.1 Verhaltenstherapie: Strategien für den Alltag
- Erkennen und Verändern von problematischem/destruktivem Verhalten
- Entwicklung von hilfreichen Routinen und Strukturen
- Förderung der kindlichen Impulskontrolle
4.2 Ergotherapie: Mehr als nur “ein bisschen basteln“
Ergotherapie hilft konkret bei:
✅ Der Verbesserung der Feinmotorik
✅ Der Schulung von Konzentration und Wahrnehmung
✅ Der Förderung der kindlichen Selbstregulation
4.3 Heilpädagogik: Individuelle Förderung
Besonders für Kinder mit zusätzlichem Förderbedarf kann die Heilpädagogik helfen, sowohl soziale wie auch emotionale Fähigkeiten zu stärken.
Für mehr Informationen über die Möglichkeiten der Heilpädagogik in der Begleitung von AHDS empfehle ich den Artikel meines Kollegen Sandro Pfammatter im adhs.store.
Viel Spaß beim Lesen!
4.4 Neurofeedback: Gehirntraining für bessere Kontrolle
Durch gezieltes Training lernen Kinder, ihre Hirnaktivität selbständig zu regulieren. Diverse Studien zeigen positive Effekte auf die kindliche Konzentration und Impulskontrolle.
4.5 Elterncoaching: Unterstützung für die Familie
Ein ADHS-Kind zu begleiten, kann herausfordernd sein. Elterncoaching hilft dabei,
✅ – Stress beim Kind und den Eltern/Geschwistern zu reduzieren
✅ – Den eigenen Erziehungsstil anzupassen
✅ – Familiäre Konflikte besser zu bewältigen
4.6 Coaching für Kinder und Jugendliche
Ein ADHS-Coach kann helfen,
✅ Die Selbstorganisation des Kindes zu verbessern
✅ Schulische Herausforderungen zu meistern
✅ Mehr Selbstvertrauen aufzubauen
5. Selbsterkenntnis: Das eigene ADHS verstehen
Jedes ADHS ist einzigartig. Je besser ein Kind seine eigenen Bedürfnisse und Herausforderungen versteht, desto leichter fällt der Umgang damit.
Fragen zur Selbstreflexion:
- Wann kann ich mich am besten konzentrieren?
- Welche Dinge fallen mir schwer – und warum genau?
- Welche Strategien helfen mir im Alltag?
Dieses Wissen hilft dabei, individuelle und wirksame Lösungsansätze zu entwickeln.
6. Medikation: Wann ist sie überhaupt sinnvoll?
Die medikamentöse Behandlung ist oft der effektivste Baustein in der ADHS-Begleitung. Sie sollte jedoch gut überlegt und individuell angepasst werden.
6.1 Die verschiedenen Schweregrade der ADHS
🟢 Leichter Schweregrad → Fokus auf Verhaltenstherapie & Coaching
🟡 Mittlerer Schweregrad → Kombination aus Therapie & Medikation möglich
🔴 Oberster Schweregrad → Medikamente oft notwendig, zusätzlich psychosoziale Massnahmen
6.2 Welche Medikamente gibt es?
- Stimulanzien (z.B. Methylphenidat, Amphetaminpräparate)
- Nicht-Stimulanzien (z. B. Atomoxetin, Guanfacin)
Diese Medikamente sollten immer von einem Facharzt verschrieben und die Dosis regelmässig überprüft werden.
7. Begleiterkrankungen: Wenn ADHS nicht alleine kommt
Oft treten zusätzlich zu ADHS weitere psychische Erkrankungen auf, z. B.:
❌ -Angststörungen
❌ – Depressionen
❌ – Tic-Störungen
❌ – Schlafstörungen
Diese Komorbiditäten müssen separat behandelt werden, um stets eine ganzheitliche Unterstützung zu gewährleisten.
Auch hier empfehle ich einen Beitrag von
Sandro Pfammatter im adhs.store.
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8. Fazit: ADHS als Chance begreifen
ADHS ist keine Krankheit, sondern eine besondere Art zu denken, zu fühlen und zu handeln. Die frühzeitige Diagnose und richtige Begleitung können helfen, nicht nur die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen, sondern auch die einzigartigen Potenziale Ihres Kindes zu entfalten.
🎯 Wichtigste Punkte:
✅ -Verständnis und Akzeptanz stehen an erster Stelle
✅ – Die Massnahmen sollten individuell angepasst werden
✅ – Ein unterstützendes Umfeld ist entscheidend
✅ Dank der richtigen Begleitung können Kinder mit ADHS ein glückliches/erfüllendes und erfolgreiches Leben führen
9. FAQs: Häufig gestellte Fragen
9.1 Kann ADHS sich „auswachsen“?
Nein, ADHS bleibt ein Leben lang bestehen, kann sich aber im Erwachsenenalter anders äussern.
9.2 Sind ADHS-Medikamente gefährlich?
Nein, bei korrekter Anwendung sind sie sicher. Sie sind schon lange und gut erforscht.
9.3 Ist ADHS vererbbar?
Ja. ADHS hat, neben sozialen/familiären Einflüssen, eine starke genetische Komponente.
9.4 Wie kann die Schule unterstützen?
Durch individuelle Förderung, Nachteilsausgleich und eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern.
9.5 Sollte man ADHS dem Kind erklären?
Ja, ein kindgerechtes Verständnis hilft dem Kind, sich selbst besser zu akzeptieren.